
Ins wilde Höllental
Die Wanderung ins wilde Höllental bei Grainau ist ein echtes Highlight für Naturliebhaber und Bergfreunde. Im Herzen des Wettersteingebirges eröffnet sich mit der Höllentalklamm eine spektakuläre, bis zu 80 Meter tiefe Felsschlucht, die seit über 100 Jahren Besucher in ihren Bann zieht. Der Klammsteig führt auf etwa einem Kilometer Länge direkt am rauschenden Hammersbach entlang, vorbei an meterlangen Felsentunneln und über beeindruckende Brücken wie die Bogenbrücke und die 73 Meter hohe Eiserne Brücke.
Die Geschichte der Erschließung, eine Pionierleistung
Die Erschließung der Höllentalklamm war ein technisches Meisterwerk, das von 1902 bis 1905 dauerte. Unter der Leitung des Ingenieurs Adolf Zoeppritz und mit tatkräftiger Unterstützung lokaler Bergführer und Sprengmeister wurde der Weg ins wilde Höllental geschaffen. Die Arbeiter seilten sich an senkrechten Felswänden ab, um Löcher für Sprengungen zu bohren, mit denen sie den Weg in den Felsen sprengten. Wo nötig, wurden Brücken errichtet und Stege angebracht, um den Zugang durch die enge Schlucht zu ermöglichen. Am 15. August 1905 wurde der Klammsteig offiziell eröffnet und ist seitdem ein beliebtes Ausflugsziel.
Für den Bau wurden beeindruckende Mengen an Material verbaut: 2.500 kg Sprengstoff, 14.000 kg Eisen, 14.000 kg Zement und 750 Meter Drahtseil. Die Arbeiter fertigten viele Eisenteile direkt vor Ort in einer eigens eingerichteten Schlosserei. Diese Pionierleistung machte es möglich, dass heute jeder die wilde Schönheit erleben kann.
Wanderwege ins wilde Höllental
Die Höllentalklamm kann auf zwei Wegen erlebt werden:
- Der Klammsteig führt direkt durchs Höllental in der engen Schlucht nahe am Wasser entlang. Er bietet spektakuläre Einblicke in die wilde Natur, ist mittelschwer und erfordert Trittsicherheit.
- Der Stangensteig verläuft oberhalb der Klamm und bietet eine Panorama-Alternative mit Blicken von der Eisernen Brücke, die 73 Meter über der Schlucht gespannt ist. Dieser Weg ist kostenlos zugänglich, aber etwas anspruchsvoller und länger.
Eine Rundwanderung, die beide Wege kombiniert, ist besonders empfehlenswert. Die gesamte Tour inklusive Zustieg von Grainau-Hammersbach und Rückweg dauert etwa 4 bis 5 Stunden.
Familienfreundlichkeit und Sicherheit
Die Wanderung durchs wilde Höllental ist auch für Familien mit Kindern geeignet, sofern diese trittsicher sind und die Sicherheitsregeln beachten. Der Klammsteig ist als leichter Wanderweg gekennzeichnet, der Stangensteig ist anspruchsvoller und eher für erfahrene Wanderer mit größeren Kindern geeignet. Hunde sind willkommen, sollten aber an der Leine geführt werden und die Hinterlassenschaften entfernt werden.
Öffnungszeiten und Eintritt
Die Klamm ist in der Regel von Christi Himmelfahrt bis Oktober geöffnet, da im Winter Lawinengefahr und herabfallende Steine eine Begehung zu gefährlich machen. Brücken werden im Winter abgebaut, um Schäden zu vermeiden. Für den Erhalt der Klamm wird eine moderate Eintrittsgebühr erhoben, die zur Pflege der Wege und Brücken verwendet wird. Die Bogenbrücke wurde zuletzt 2021 umfassend saniert.
Anreise ins wilde Höllental
Der Zugang erfolgt vom Ortsteil Hammersbach in Grainau, erreichbar mit dem Bus oder dem Auto (Parkplätze sind vorhanden, aber teuer). Vom Parkplatz sind es etwa drei Kilometer Fußweg durch das Höllental bis zum Eingang der Klamm. Die Anreise mit dem Bus ist empfehlenswert, da der Parkplatz begrenzt und kostenintensiv ist.
Baden im Höllental?
Baden ist nicht möglich und auch nicht erlaubt. Die Höllentalklamm ist eine enge, wilde Felsschlucht mit einem schnell fließenden Gebirgsbach, der aufgrund der steilen und rutschigen Felsen sowie aus Naturschutzgründen nicht zum Baden geeignet ist. Wer in der Zugspitzregion baden möchte, findet in der Nähe den Eibsee, einen klaren Bergsee mit Trinkwasserqualität, der eine perfekte Alternative zum Baden nach einer Wanderung ins wilde Höllental bietet.
Weiterführende Wanderungen
Am Ende der Klamm liegt die Höllentalangerhütte (1.387 m), ein beliebter Stützpunkt für Bergsteiger und Wanderer, die weiter zur Zugspitze, Osterfelderkopf oder Alpspitze aufbrechen wollen. Von hier aus führen anspruchsvolle Routen in die umliegenden Gipfelregionen.
Die Wanderung durchs wilde Höllental ist ein unvergessliches Naturerlebnis, das die rohe Kraft der Alpen und die beeindruckende Ingenieurskunst der frühen Erschließer vereint. Ob auf dem Klammsteig direkt an der tosenden Wasserschlucht oder auf dem Panorama-Stangensteig mit atemberaubenden Ausblicken – die Höllentalklamm bietet für jeden Wanderer ein einzigartiges Abenteuer in einer der schönsten Regionen Deutschlands.
Literaturempfehlungen zur Höllentalklamm und zum wilden Höllental
- Hans Hofmann (DAV Garmisch-Partenkirchen) – Veröffentlichungen zur Geschichte und Erhaltung der Höllentalklamm.
- Andreas Winkelmann: „Höllental“ (Goldmann, 2013) – Ein spannender Roman, der die Atmosphäre des wilden Höllentals literarisch einfängt.
- Wanderführer Wettersteingebirge – Detaillierte Tourenbeschreibungen und Hintergrundinformationen zum wilden Höllental und Umgebung.
- Geo Magazin, Ausgabe „Höllentalklamm“ – Reportagen und Fotos über die Klamm und ihre Erschließung.
- Lokale Bildbände und Fotobücher, z.B. vom Photohaus Becker O.H.G., die die Schönheit des wilden Höllentals visuell dokumentieren.
Diese Werke bieten fundierte Informationen, spannende Geschichten und wertvolle Tipps für alle, die das wilde Höllental entdecken möchten.
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