Unterirdische Wasserfälle, das besondere Urlaubserlebnis
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Unterirdische Wasserfälle, die für Touristen zugänglich sind, sind nicht nur atemberaubend, sondern auch reich an Geschichte und einzigartigen geologischen Merkmalen.
Unterirdische Wasserfälle: Ruby Falls, USA
Lage: Lookout Mountain, Tennessee
Höhe: 45 Meter
Besonderheiten: Ruby Falls wurde 1928 entdeckt und ist in einer Höhle verborgen, die über einen gläsernen Aufzug und geführte Touren zugänglich ist. Die Touren bieten Einblicke in die beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten der Höhle sowie die Geschichte ihrer Entdeckung. Die Umgebung ist von üppiger Vegetation umgeben, und das Wasser hat im Laufe der Jahrhunderte faszinierende Formationen geschaffen. Ruby Falls ist ein beeindruckender unterirdischer Wasserfall, der sich in der Ruby Falls Cave am Ende eines etwa 85 Fuß (ca. 26 Meter) hohen vertikalen Schachts im Lookout Mountain in Chattanooga, Tennessee, befindet. Der Wasserfall ist etwa 145 Fuß (45 Meter) hoch und gilt als der größte unterirdische Wasserfall in den USA.
Geologie: Die Höhle, in der sich Ruby Falls befindet, entstand vor etwa 300 bis 360 Millionen Jahren, als das Gebiet von einem flachen Meer bedeckt war, dessen Sedimente später Kalkstein bildeten. Durch die Hebung des Gebiets vor rund 200 Millionen Jahren und die Einwirkung leicht sauren Grundwassers entstanden Hohlräume und Höhlen durch chemische Verwitterung. Ruby Falls Cave enthält zahlreiche typische Höhlenformationen wie Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen, Vorhänge und Fließstein. Der Wasserfall wird von meteoritischem Wasser gespeist, das von der Oberfläche in die Höhle eindringt, sich in einem Pool sammelt und dann durch das Bergmassiv weiterfließt, bevor es als natürliche Quelle in den Tennessee River austritt. Die Wasserführung ist saisonabhängig, wird aber durch Pumpen ganzjährig aufrechterhalten.
Geschichte: Ruby Falls wurde 1928 zufällig von Leo Lambert entdeckt, einem Chemiker und Höhlenenthusiasten, der versuchte, Lookout Mountain Cave als Touristenattraktion wieder zu eröffnen. Beim Bohren eines neuen Zugangswegs stieß er auf die bisher unbekannte Ruby Falls Cave und den Wasserfall, den er nach seiner Frau Ruby benannte. 1929 wurde die Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und entwickelte sich schnell zu einer beliebten Sehenswürdigkeit. Im Laufe der Jahre wurde Ruby Falls zu einem wichtigen touristischen Ziel und ist heute auf dem National Register of Historic Places verzeichnet. In den 1960er Jahren diente die Höhle sogar als ziviler Luftschutzbunker. 2009 erhielt Ruby Falls als erste Attraktion in den USA die Green Globe-Zertifizierung für nachhaltigen Tourismus.
Besuch und Attraktionen: Besucher können die Höhle auf geführten Touren erkunden, die etwa 90 Minuten dauern und eine Strecke von etwa einer Meile umfassen. Die Touren führen mit einem Aufzug 260 Fuß (ca. 79 Meter) tief in den Berg hinab und bieten Einblicke in die geologischen Formationen sowie eine beeindruckende Licht- und Musikinszenierung am Wasserfall. Neben der Höhle gibt es weitere Attraktionen wie den Lookout Mountain Tower, Ziplines und das renovierte Ruby Falls Castle mit dem Castle Café. Ruby Falls ist ein faszinierendes Naturwunder und ein bedeutendes Ausflugsziel, das Natur, Geschichte und Abenteuer auf einzigartige Weise verbindet.
Wasserfälle in Gaping Gill, Schottland
Lage: North Yorkshire
Höhe: 100 Meter (höchster freier Fall im Vereinigten Königreich)
Besonderheiten: Gaping Gill ist ein spektakulärer natürlicher Höhlenschacht an der Südostflanke des Berges Ingleborough in North Yorkshire, England. Er ist etwa 98 Meter (322 Fuß) tief und beherbergt mit dem Wasserfall des Baches Fell Beck den höchsten ungebrochenen unterirdischen Wasserfall Großbritanniens mit einer Fallhöhe von etwa 105 Metern.
Geologie und Entstehung: Der Schacht liegt in einer Region aus karbonatischem Kalkstein, dem sogenannten „Great Scar Limestone“, der vor rund 350 Millionen Jahren in einem warmen tropischen Meer abgelagert wurde. Das Gebiet wurde während der Eiszeiten durch Gletscher geformt, wodurch tiefe Täler entstanden und der lokale Grundwasserspiegel sank. Das leicht saure Wasser des Fell Beck löst den Kalkstein auf, wodurch sich Höhlensysteme wie Gaping Gill entwickelten. Die Höhle enthält eine der größten bekannten unterirdischen Kammern Großbritanniens, die groß genug ist, um eine kleine Kathedrale aufzunehmen.
Geschichte der Erforschung: Die erste dokumentierte Erkundung des Schachts erfolgte 1842 durch John Birkbeck, der mit Hilfe einer Seilwinde bis zu einer Plattform etwa 55 Meter unterhalb des Eingangs gelangte. Die vollständige Erkundung bis zum Boden gelang erstmals dem französischen Höhlenforscher Édouard-Alfred Martel im August 1895. Seitdem wurde Gaping Gill mehrfach erforscht und ist heute ein bedeutendes Ziel für erfahrene Höhlenforscher, wobei der Zugang meist durch den Bradford Pothole Club und den Craven Pothole Club organisiert wird.
Zugang und Besonderheiten: Unterirdische Wasserfälle des Fell Beck stürzen direkt in den Schacht und verschwindet anschließend im Höhlenboden, um als Clapham Beck in der nahegelegenen Ingleborough Cave wieder aufzutauchen. Der Schacht ist über mehrere Eingänge zugänglich, darunter Bar Pot, Disappointment Pot und Flood Entrance Pot, die jedoch nur für erfahrene Höhlenforscher geeignet sind. Zweimal jährlich finden organisierte Abseilaktionen mit Seilwinde statt, bei denen Besucher den Schacht hinabgelassen werden können. Gaping Gill ist nicht nur wegen seiner Größe und des Wasserfalls berühmt, sondern auch wegen seiner geologischen Bedeutung und der spektakulären unterirdischen Landschaft, die es zu einem legendären Naturwunder im Yorkshire Dales Nationalpark macht.
Lage: Unterirdische Wasserfälle befinden sich im Lauterbrunnental, zwischen den Ortschaften Lauterbrunnen und Stechelberg, eingebettet in die steilen Felswände des Tals. Sie entwässern die vergletscherten Nordwände von Eiger, Mönch und Jungfrau.
Höhe: Das Wasser stürzt in zehn Kaskaden insgesamt etwa 140 Meter in die Tiefe.
Besonderheiten: Die Trümmelbachfälle sind die größten unterirdischen Wasserfälle Europas und die einzigen Gletscherwasserfälle weltweit, die im Berginnern zugänglich sind. Pro Sekunde fließen bis zu 20.000 Liter Schmelzwasser durch die Klamm, begleitet von etwa 20.000 Tonnen mitgerissenem Geröll jährlich. Die Wasserfälle sind durch Tunnel, Galerien, Treppen und einen Tunnellift erschlossen, der 100 Höhenmeter überwindet und Besucher bequem zu den oberen Fällen bringt. Die Klamm ist teilweise dunkel und nur spärlich beleuchtet, was das Naturerlebnis intensiviert.
Geologie und Entstehung: Der Trümmelbach hat sich durch dicke Kalkbänke gefressen, die vor etwa 140 Millionen Jahren in der Ober-Jura-Zeit als Kalkschlamm in einem Flachmeer abgelagert wurden. Später wurde das Gebiet im Zuge der Alpenbildung gefaltet und überdeckt. Während der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 bis 20.000 Jahren begann der Trümmelbach, sich in den Fels zu bohren, als das Tal noch von Gletschereis gefüllt war. Die Schmelzwasser erzeugten eine Gletschermühle, die das Gestein aushöhlte und so die heute sichtbare Klamm und die unterirdischen Wasserfälle formte.
Geschichte der Erforschung: Die Trümmelbachfälle waren vor der Erschließung durch den Menschen verborgen. Die ersten Zugänge wurden zwischen 1877 und 1886 durch Treppen und Brücken an den unteren Fällen geschaffen. Die Familie von Almen aus Lauterbrunnen spielte eine zentrale Rolle bei der Erschließung und touristischen Entwicklung. 1913 wurde der Tunnellift gebaut, der den Zugang zu den oberen Fällen erleichtert. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Tunnel, Galerien und Aussichtsplattformen angelegt, sodass heute rund 600 Meter der Schlucht begehbar sind.
Zugang und Besonderheiten: Besucher erreichen die Trümmelbachfälle über einen Tunnellift, der in etwa einer Minute 100 Höhenmeter überwindet. Die Wasserfälle sind von April bis November geöffnet, wobei im Frühjahr wetterbedingt Schließungen möglich sind. Der Weg führt über gesicherte Holzstege, Treppen und Brücken durch die enge Klamm. Aufgrund der feuchten Bedingungen und des Spritzwassers wird wetterfeste Kleidung empfohlen. Kinder unter 4 Jahren sowie Hunde sind aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen. Das Naturdenkmal ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch und im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung eingetragen. Die Trümmelbachfälle bieten ein faszinierendes Erlebnis, bei dem die rohe Kraft des Gletscherschmelzwassers in einer spektakulären unterirdischen Kulisse hautnah erlebt werden kann.
Wasserfälle in der Teufelsrachenhöhle (Dyavolsko Garlo), Bulgarien
Lage: Die Teufelsrachenhöhle (Dyavolsko Garlo) ist eine spektakuläre Karsthöhle in den Westlichen Rhodopen in Bulgarien, die durch ihren dramatischen Wasserfall und geheimnisvollen unterirdischen Flusslauf bekannt ist.
Höhe: Der Wasserfall in der Höhle stürzt aus einer Höhe von 42 Metern in die Tiefe und gilt als der höchste unterirdische Wasserfall auf der Balkanhalbinsel. Die Haupthalle der Höhle misst etwa 110 Meter in der Länge, 47 Meter in der Breite und bis zu 35 Meter in der Höhe.
Besonderheiten: Die Höhle ist berühmt für den „Hall of Thunder“ (Donnerhalle), eine riesige Kammer, in der das tosende Wasser des Wasserfalls ein ohrenbetäubendes Dröhnen erzeugt. Der Fluss verschwindet in einem mehr als 150 Meter tiefen Trichter und taucht erst nach einem langen unterirdischen Verlauf wieder auf. Es ist ein bemerkenswertes Phänomen, dass alles, was der Fluss in die Höhle mitnimmt – seien es Holzstücke oder andere Gegenstände – niemals wieder herauskommt. Die Höhle ist von Legenden umwoben, unter anderem wird vermutet, dass Orpheus hier in die Unterwelt hinabstieg. Die Temperatur in der Höhle liegt konstant bei etwa 8 Grad Celsius, was Besucher auf eine kühle und feuchte Atmosphäre vorbereitet.
Geologie und Entstehung: Die Höhle entstand durch den Einsturz von Erdschichten, die eine große Halle freilegten, in die der Fluss aus großer Höhe fällt. Das Karstsystem ist Teil eines komplexen unterirdischen Flusssystems, dessen genaue Ausdehnung und Verlauf noch weitgehend unerforscht sind. Der unterirdische Flusslauf ist durch seine Tiefe und Länge besonders rätselhaft, was durch Experimente mit Farbstoffen bestätigt wurde: Das Wasser benötigt fast zwei Stunden, um von einer Öffnung zur nächsten zu gelangen, was auf ein weit verzweigtes Höhlensystem hindeutet.
Geschichte der Erforschung: Die erste dokumentierte Erkundung der Höhle erfolgte 1961 durch die Bergsteiger Nicola Korchev und Helena Padareva, die bis zur Großen Halle vordrangen. 1970 unternahm eine Expedition einen Tauchversuch, um den unterirdischen Fluss zu erforschen. Dabei kamen die Taucher Siana Lyutskanova und Evstati Iovchev tragisch ums Leben, was weitere Tauchaktionen verhinderte. Seither bleibt der genaue Verlauf des Flusses ein Geheimnis, und die Höhle fasziniert Forscher und Besucher gleichermaßen.
Zugang und Besonderheiten: Der Zugang zur Höhle erfolgt über einen Parkplatz nahe dem Höhleneingang, von dem aus eine steile Treppe mit 301 Stufen hinab zum Wasserfall und in die Große Halle führt. Der Weg ist mit Geländern gesichert, jedoch ist die Treppe feucht und rutschig, weshalb Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erforderlich sind. Die Höhle ist gut beleuchtet, sodass keine eigene Taschenlampe notwendig ist. Der Eintritt kostet etwa 6 Leva (ca. 3 Euro) pro Person, und der Besuch dauert rund 30 Minuten. Aufgrund der konstant kühlen Temperatur sollten Besucher warme Kleidung mitbringen. Die Höhle ist ein beliebtes Ausflugsziel, das durch seine mystische Atmosphäre und das beeindruckende Naturschauspiel besticht.
Unterirdische Wasserfälle: Höhle und Kaskade von Seythenex, Frankreich:
Lage: Die Höhle und der Wasserfall von Seythenex in Frankreich sind ein beeindruckendes Naturjuwel im Bauges-Massiv, etwa 20 Autominuten vom Annecy-See entfernt.
Höhle von Seythenex: Es handelt sich um die einzige für die Öffentlichkeit zugängliche unterirdische Höhle in den französischen Alpen (Haute-Savoie). Die Höhle ist etwa 1 km lang, wovon 250 m für Besucher begehbar sind. Die Besucher durchwandern Galerien und unterirdische Gänge, die durch jahrtausendelange Wassererosion entstanden sind. Die Temperatur in der Höhle liegt konstant bei ca. 10 °C, weshalb warme Kleidung empfohlen wird. Die Führung dauert etwa 35 bis 45 Minuten und wird von einem Guide begleitet. Im Besucherzentrum gibt es einen Film und ein Modell, die die Geschichte und die Funktionsweise von Wassermühlen in der Region erklären.
Geschichte: Der Zugang zur Höhle ist seit 1906 möglich.
Wasserfall von Seythenex: Der Wasserfall ist ca. 40 bis 45 Meter hoch und spektakulär anzusehen. Er entsteht durch den Wildbach Saint Ruph, der im Bauges-Massiv entspringt und in den Annecy-See mündet. Über Stege und Wege kann man den Wasserfall aus nächster Nähe erleben. Für Abenteuerlustige gibt es zwei 150 Meter lange Seilrutschen (Tyroliennes), die über den Wasserfall führen und für Nervenkitzel sorgen.
Die Höhle und der Wasserfall sind besonders familienfreundlich gestaltet, mit pädagogischen Elementen und gut gesicherten Wegen. Die Kombination aus geologischer Besonderheit, Naturerlebnis und Abenteuer macht die Höhle und den Wasserfall von Seythenex zu einem lohnenswerten Ausflugsziel in der Region Annecy.
Unterirdische Wasserfälle bieten nicht nur atemberaubende Naturschönheiten, sondern auch Einblicke in die geologischen Prozesse und kulturellen Geschichten der Regionen. Unterirdische Wasserfälle sind ideale Ziele für Naturliebhaber und Abenteuerlustige gleichermaßen.