Tauchen ohne Tank

Tauchen ohne Tank, Flüssigatmung mit Perfluorkarbon

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Seit der Film Abyss in die Kinos kam ist das Thema Flüssigatmung in Taucherkreisen viel diskutiert. Dabei sind die Forschungen zum Thema keineswegs neu. Bereits in den 60er Jahren wurde sie in den USA erfunden. Auslöser für diese Forschungen war die Tatsache, dass die Lunge des Menschen solange er im Mutterleib wächst mit Flüssigkeit gefüllt ist. Was allerdings nicht stimmt ist, dass der Fötus so atmet. Die Lunge kontrahiert zwar ist aber mit einer Flüssigkeit gefüllt. Der Sauerstoff kommt von der Mutter über die Nabelschnur. Darum wurde früher auch den Babys nach der Geburt ein Schlag auf den Hintern versetzt, denn wenn sie losplärren dann ist sichergestellt dass die eigene Atmung eingesetzt hat und die restliche Flüssigkeit aus der Lunge entwichen ist.

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Für die Tauchbegeisterten eröffneten sich neue Dimensionen durch die Aussicht auf die Atmung mit von Sauerstoff angereicherten Flüssigkeiten. Zum Beispiel wäre eine Dekompression im heutigen Maßstab, oder die Verwendung eines Atemgasgemisches, nicht mehr notwendig. Da das Volumen der flüssigkeitsgefüllten Lunge durch die nicht komprimierbare Flüssigkeit tiefenunabhängig wäre, könnte man auch bis in noch viel tiefere Tiefen vordringen.

Ganz berühmt wurde der Film bei dem eine Ratte gezeigt wurde die in einem flüssigkeitsgefüllten Gefäß nicht ertrank, sondern ohne Anzeichen von Atemnot minutenlang unter der Wasseroberfläche schwamm.

Die Flüssigkeitsbeatmung wurde zu einer neuen medizinischen Option in bisher aussichtslosen Fällen. Bereits im Jahr 2000 wurde dem ersten erwachsenen Patienten, durch Flüssigatmung in Berlin das Leben gerettet. Nachdem die herkömmliche künstliche Beatmung erfolglos geblieben war, wurden ihm fünf Tage lang zwei Liter Liquivent des amerikanischen Herstellers Alliance (Hoechst-Gruppe) aus San Diego in die funktionsuntüchtigen Lungen gefüllt und damit das Leben gerettet.

Auch erforschte eine Gruppe in der Abteilung Neo-Nathologie in der Berliner Charité den Einsatz der Flüssigkeitsbeatmung bei Neu- und Frühgeborenen, für deren winzige Lungen die künstliche Beatmung mit hohen Luftdrücken oft eine starke Belastung für die Lunge und ein extremes Risiko darstellt. Die relativ einfache chemische Verbindungen der Perfluorkarbone die die Eigenschaft haben, eine sehr niedrige Oberflächenspannung zu haben ermöglichen diesen Kunstgriff. Perfluorkarbon verbreiten sich sehr gut in der Lunge und sind etwa doppelt so schwer wie Wasser und können in hohem Maße die Atemgase Sauerstoff und Kohlendioxid aufnehmen.

Was heißt das nun für das Tauchen?

Enttäuschender Weise sagt das derzeit noch relativ wenig über den Einsatz dieser Technik beim Tauchen aus, da sie bei offiziellen Experimenten bisher nur unter Narkose erfolgen konnte.

Problematisch ist auch derzeit noch die Verträglichkeit der Flüssigkeit, das Gefühl des Ertrinkens beim Einatmen sowie die auftretenden seltsamen Brustkorbbewegungen und die erhöhte Atemleistung. Angeblich gibt es im militärischen Bereich laufend Experimente, die der Öffentlichkeit aber nicht dokumentiert werden.

Eine Anwendung auf dem Sporttauchsektor ist also derzeit noch in weiter Ferne.

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